Das Eisweib in der Sage
Es geht die Sage um, dass während des 30-jährigen Krieges, in der Zeit, wo viel Kriegsvolk und wilde Horden in Elend, Krankheit und vor dem schwarzen Tod fliehend, durch unsere Gegend streifte um Nahrung oder Nachtlager zu betteln. So kam an einem warmen Herbsttag ein altes Weib zu einem Hof in der Umgebung und bettelte um ein wenig Brot und bot dafür ihre Wahrsagerei an. Ihre Kleidung und ihr Aussehen ließen vermuten, dass sie wohl aus dem Tross der um Biberach lagernden schwedischen Soldaten, vom Hunger getrieben, zum Betteln ging. Der Bauer fragte hämisch lächelnd von oben herab, was sie wohl für ihn weissagen könne. Sie prophezeite den Bauersleuten eine schlechte Ernte, falls sie nicht allsbald ihre Frucht einfahren werden. Darauf wurde sie von den Bauersleuten und dem inzwischen versammelten Hofgesinde verlacht und verhöhnt. Die Alte reagierte auf diese Behandlung und ihre Weissagung sehr böse, und jeder der dabei stand sah ihr scharf geschnittenes Gesicht, und ihre Blicke waren hell und kalt wie Eis. Der Bauer löste den Hund von der Kette und ließ die Alte mit Spott und Schmach und einer johlenden Kinderschar vom Hof vertreiben. Schon wenige Stunden nachdem sie die Alte vom Hof vertrieben hatten, zogen schwere Wolken, schneebeladen, über das Land.
Die erboste Alte hatte all ihre böse Kraft aufgebracht, um das in reifer Ernte stehende Land mit Eis und Schnee zu überziehen. Dadurch war fast die ganze Ernte vernichtet. In diesem Jahr blieb den Bauersleuten auf diesem Hof gerade so viel zum Leben, dass sie nicht selber zum Bettelstab greifen mussten.
Seit jener unheilvollen Begegnung weiß man, dass wenn der Winter sehr früh hereinbricht, hat das Eisweib bei uns wieder ihr gefürchtetes Unwesen getrieben.